CDU im Gespräch: Mobilstation von Anwohnern des Virchowplatzes nicht gewünscht
Geht es nach dem Mobilitätskonzept der Stadt Herford, wird der Virchowplatz umgestaltet: 10 von 12 Parkplätzen sollen weichen, um einer Mobilstation Platz zu machen, zu der u.a. Plätze für Carsharing, E-Ladesäulen und eine überdachte Radabstellanlage gehören.
Am vergangenen Samstag ist die CDU Ortsunion Nordstadt an ihrem Infostand mit etwa 50 Anliegern ins Gespräch gekommen. Die einhellige Meinung der Bürger war klar: Nutzen würden sie eine solche Station nicht. Nur wenige der Anwesenden konnten sich überhaupt vorstellen, E-Mobilität zu nutzen. Lademöglichkeiten für E-Bikes und E-Autos haben die Anwohner nach Bedarf selbst geschaffen, Fahrräder werden zuhause sicher abgestellt.
Die Nachbarn betonen, dass die ohnehin knapp bemessenen Parkplätze dringend gebraucht werden, zumal ein weiteres Mehrfamilienhaus in der Nachbarschaft geplant ist.
Vor 40 Jahren wurde der Virchowplatz zuletzt umgestaltet. Damals haben sich die Anwohner zusammen mit dem Verschönerungsverein Herford e.V. aktiv in den Gestaltungsprozess eingebracht. Aufgrund des hohen Durchgangsverkehrs wurde der Bereich beruhigt und die Tempo-30-Zone durch eine Einbahnstraße ergänzt. Heute fürchten die Nachbarn, dass auswärtige Nutzer der Mobilstation den Durchgangsverkehr erhöhen und die Verkehrssicherheit in der beschaulichen Nachbarschaft gefährden könnten.
Aktuell wird der Platz vor allem am Nachmittag und in den Abendstunden genutzt. Anwohner, die in Mietwohnungen wohnen und keinen eigenen Garten haben, halten sich gerne unter dem Blätterdach der 40 Jahre alten, hochgewachsenen Bäume auf. Die den Platz umgebenden Büsche machen ihn zu einer kleinen Grünoase in der Wohngegend.
Der Vorsitzende des CDU Stadtverbandes Herford, Jörg Haferkorn, stellte sich in seinen Worten klar auf die Seite der Anwohner und sprach sich gegen die geplante Umgestaltung des Virchowplatzes zu einer Mobilstation aus, insbesondere gegen den Wegfall von 10 von 12 öffentlichen Parkplätzen. „Jeder einzelne dieser Parkplätze wird von den Anwohnern dringend benötigt.“, betonte er in diesem Zusammenhang.
Gleichzeitig wandte er sich entschieden gegen die hinter der Planung für den Virchowplatz stehende Denkrichtung des Mobilitätskonzeptes, die sich auch an anderen Stellen zeigt. „Wir sind gegen eine letztlich bewusste Verknappung von Parkplätzen, die verbunden ist mit der Motivation Autofahrern die Möglichkeiten zu erschweren, ihr Auto abzustellen, um das Autofahren für sie unattraktiv zu machen. Das geht an den Menschen vorbei und ist zudem zutiefst unsozial, da es gerade auch am Virchowplatz insbesondere auch die Menschen trifft, die in einer Mietwohnung leben und keinen eigenen Parkplatz auf dem Grundstück haben. Eine Reduzierung von wie hier tatsächlich nachgefragten öffentlichen Parkplätzen ist weder hier am Virchowplatz noch an anderen Stellen akzeptabel. Diese generelle Denkrichtung lehnen wir entschieden ab. Wenn man Möglichkeiten von E-Mobilität oder Radverkehr durch entsprechende Angebote fördern will, dann an den Stellen, wo man einen Mehrwert schafft, ohne anderen etwas wegzunehmen, was von ihnen entsprechend nachgefragt wird. Hier könnte man unseres Erachtens prüfen, inwiefern man das eine oder andere im Bereich des Eingangs zur Maiwiese an der Damaschkestraße, oder im Bereich Bismarckstraße / Schumannstraße unterbringen kann. Dort wäre eine Verknüpfung zum Busverkehr auch deutlich eher gegeben. Eine andere Option wäre der Bildungscampus. Wichtig dabei ist für uns an jeder Stelle des Verfahrens eine adäquate Bürgerbeteiligung.“
Zugleich dankte Jörg Haferkorn Klaus Plaszczek, der vor 40 Jahren mit Verschönerungsverein und engagierten Anwohnern verantwortlich war für die damalige Neugestaltung des Platzes und sagte den Anwohnern weitere Begleitung und Unterstützung ihrer berechtigten Anliegen zu.
Noch bis Ende Juli haben Bürger die Möglichkeit, sich mit ihren Anmerkungen zum Mobilitätskonzept direkt an die Stadt zu wenden.
Nach der Sommerpause wird das Thema Mobilitätskonzept in der Lokalpolitik wieder aufgegriffen: „Für die weitere Beratung im Verkehrsausschuss und Entscheidung im Rat nehmen wir die zahlreichen Rückmeldungen der Bürger dankend mit“, sagt Hans Henning Warnecke (CDU), Vorsitzender des Verkehrsausschusses.
„Natürlich ist es im Interesse der Bürger, mit modernen Verkehrs- und Parkkonzepten attraktive Perspektiven zu entwickeln. Dabei darf der demografische Wandel nicht außer Acht gelassen werden: In Zukunft werden mehr ältere Menschen unkompliziert Parkraum benötigen. Die Kommune muss alternative Anreize und Möglichkeiten zum motorisierten Individualverkehr an sinnvollen Stellen anbieten, die auch von den Anwohnern genutzt werden und ihren Bedarfen entsprechen. Dazu gehört beispielsweise auch, dass die Taktung des ÖPNV ganztägig erhöht wird“, fasst Michèle Saskia Pohle, Ratsmitglied und stellvertretende Vorsitzende der CDU Ortsunion Nordstadt, die Rückmeldungen aus den freundlichen, zugewandten Gesprächen zusammen.
„Die vielen Rückmeldungen haben klar gezeigt: Eine Mobilstation am Virchowplatz entspricht nicht den Bedarfen der Anwohner und wird hier in dieser geplanten Form nicht gebraucht. Wichtig ist, zukünftige Konzepte so zu planen, dass der Bürger davon profitiert und vor Ort beteiligt wird. “, resümiert Marc Decius, Vorsitzender der CDU Ortsunion Nordstadt.
Mit engagierten Worten plädierte Klaus Plaszczek, ehemaliges langjähriges Ratsmitglied, und derjenige, der vor 40 Jahren zusammen mit Verschönerungsverein und Anwohnern die Umgestaltung des Platzes maßgeblich vorantrieb und aktiv an ihr mitwirkte für eine bessere Bürgerbeteiligung im Zusammenhang mit den Plänen am Virchowplatz